Tag 5 & 6 von Sarajevo über Split nach Plitvic

28. & 29.09.2024

Am Hausbahnsteig in Sarjevo steht diese 71-022. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, ob es überhaupt eine Maschine in 760-mm-bosnischer Schmalspur ist. An diesem Morgen war dafür leider keine Zeit, sie sich näher anzuschauen. Am 5.Reisetag ging es nämlich bereits recht zeitig los. Wir fuhren auf den Spuren des einst größten Schmalspurnetzes in Europa. Die Bahn über den Ivan-Pass von Sarajevo über Mostar an die Adria wurde erst in den 1950/60er Jahren auf Normalspur umgebaut. Dabei allerdings in weiten Teilen völlig neu trassiert.

Die neue Strecke ersetzte beim Abstieg ins Tal der Neretva einen Zahnradabschnitt und muss sich beispielsweise vor der Gotthard-Nordrampe nicht verstecken. Allerdings: Obige Aufnahme aus dem bosnischen Grenzbahnhof Ceplijna mit der 441 901 vom 28.09.24 könnte eine der letzten Betriebsaufnahmen sein. Eine Woche später wurde die Strecke im Mittelabschnitt bei Jablanica bei schweren Unwettern über viele Kilometer völlig zerstört. Aber hier war die Welt noch in Ordnung. Obwohl pro Tag nur noch 2 Zugpaare als Tages-Talgo-Zug zwischen Sarajevo und Ceplijna verkehrten.

2005 erhielt die ŽFBH (Željeznice Federacije Bosne i Hercegovine) also die Eisenbahngesellschaft der Föderation Bosnien und Herzegowina diese Tages-Talgos aus Spanien geliefert. Aber ein so richtiges Einsatzfeld haben sie sich nie erobern können. Zunächst jahrelang abgestellt, kam der angedachte Verkehr nach Zagreb nie zustande. Bis zur Streckenzerstörung brauchte man insgesamt 3 Garnituren. Zwei benötigte man für je ein Zugpaar Sarajevo - Ceplijna und eines für ein Zugpaar Sarajevo - Maglaj (im Norden an der Grenze zum Teilstaat Srpska), die derzeit wohl nun das einzige Einsatzstrecke darstellt. Der Treppenwitz freilich ist die Zulassung für 220 km/h. Die Zulassung für Kroatien (HR) wurde hingegen benötigt. Zwischen Juni und August fuhr unser Zug (Sarajevo ab 7:15) noch 30 Kilometer weiter ins kroatische Ploče. Wir hatten aber nun schon September... War also nicht mehr für uns nutzbar. Aber wer weiß? Theoretisch müsste eine Garnitur in Ceplijna verblieben sein.

Auf dem Südabschnitt der Strecke Sarajevo - Ceplijna kamen uns zwei Güterzüge entgegen. Ein Dritter startete unmittelbar nach unserer Ankunft in Ceplijna nordwärts. Aber auch ein Güterzuge nach Süden, ins kroatische Ploče bekam Ausfahrt. Was zeigt, dass dieser kurze Abschnitt sehr wohl von der kroatischen Staatsbahn mit eigenen Lokomotiven betrieben wird. Obwohl diese 30 Kilometer keine direkte Verbindung zum übrigen kroatischen Netz haben. Hier die gerade anfahrende 1141 302.

Den verbliebenen Tag nutzen wir mit einem Besuch von Mostar. Anschließend ging es per Bus wieder nach Kroatien. Bei Sonnenuntergang erreichten wir gerade noch rechtzeitig den Bahnhof Split-Predgradje, um die Ausfahrt des Saison-Nachtzug "Adria" nach Budapest mit zu erleben. Zuglok ist die 2044 029.

Auch am nächsten Morgen hieß es früh aufstehen. Erstes Ziel war Perkovic, etwa eine Stunde von Split entfernt. Dort fand die Regelkreuzung des ICN-Zugpaares Zagreb - Split statt. Zum Einsatz kommen deutsche Nei-Tech-Triebwagen, die seinerzeit der Serie für die DB entnommen wurden.

Soeben verlässt unser 7123 012 nach Zagreb den Bahnhof, während links der 7123 005 noch auf die Ausfahrt wartet.

Als nächstes stand an diesem Sonntagmorgen eine Ausflug nach Knin an. Dazu nutzen wir einen Regional-Triebwagen, der unserem ICN ab Perkovic folgte. In einem Unterwegsbahnhof präsentierte sich dieser unzweifelhaft frühere deutsche Schwer-SKL.

Typisch für den West-Balkan scheinen die vielen Dampflok-Denkmäler zu sein. Gefühlt an jedem zweiten Bahnhof, war so ein Gefährt zu finden. In Knin war es die 11-061.

Hier noch einmal die Tenderansicht mit dem Hinweis auf den ungarischen Hersteller MAVAG.

Nach einem Cafebesuch ging es von Knin zurück nach Perkovic und von dort mit Umsteigen auf die Stichstrecke nach Sibenik. Gelegen wieder an der Adria-Küste. Unser Nahverkehrstriebwagen war der 7122 011, der hier vor dem Bahnhofsgebäude von Sibernik steht.

Nach kurzem Aufenthalt in Sibernik ging es erneut hinauf auf die Karsthochfläche nach Perkovic. Unverhofft kam an diesem Sonntag (!) ein Güterzug von Split herauf, mit dem wir parallel in Perkovic einfuhren. Während wir unser Gepäck wieder aufnahmen, setze die 2062 119 um und präsentierte sich uns im schönsten Sonnenschein. Im Hintergrund der aus 5 Staubwagen bestehende Güterzug, der dann später nach Sibernik weiter fahren wird.

Das Ganze ging natürlich nur, weil unser IC nach ZagrebVerspätung hatte. Wider Erwarten bestand er nicht aus einem Nei-Tech-Triebwagen, sondern aus einem lokbespannten 3-Wagen-Zug. Damit war natürlich die Fahrzeit nicht zu halten. Aber waren es hier noch 10 Minuten Verspätung, stieg sie bis zu unserem Zielbahnhof Vrhovine auf 60 Minuten an. Ursache waren zahlreiche Bahnübergänge, die defekt oder gleich ganz außer Betrieb waren. Von Vrhovine ging es dann noch mal 45 Minuten bis dem Bus zu einem Hotel an den Plitvicer Seen, wo übernachtet wurde.
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