Tag 2 - von Pirgos nach Kalamata (12.04.13)

Nachmittag


Nach 56 Tageskilometern erreichten wir Kalonero zu einer ausgiebigen Mittagspause. Die Briten bestanden auf ihren Lunch. Um das Ensemble mit den Wasserbehältern abichten zu können, setzte der Zug kurz zurück. Anschließend ging es direkt auf die Strecke nach Zevgolatio. Kiparissia wurde zunächst also rechts liegen gelassen. Dabei muss die Bahn auf gut 30 Kilometern einen Höhenrücken überwinden, steigt dabei von Meereshöhe auf über 180m um dann wieder auf 70 Höhenmeter abzufallen. Eine landschaftlich wunderschöne Strecke mit etlichen Kunstbauten. Allein wir hatten mittlerweile gut 2 Stunden Verspätung. Nicht ein einziger Fotohalt war drin.


Überraschung in Zevgolatio. Nicht nur dass der Bahnhof mit einem Fahrdienstleiter besetzt war, wir kreuzten auch mit 2 Baumaschinen. Diese verließen kurz nach unserer Ankunft einzeln fahrend im Abstand von etwa einer Minute Zevgolatio Richtung Kalonero. Dem Vernehmen nach kamen sie über die Bergstrecke aus Megalopolis und hatten die Strecke für unseren Zug überprüft.


Die Pause in Zevgolatio war wieder ausgiebig, bevor es auf die restlichen 30 Kilometer bis Kalamata ging. Die Strecke steigt zwar noch einmal kurz an, fällt dann aber langsam bis auf Meereshöhe. Bereits nach 4 Kilometern hält unser Zug im Bahnhof Meligala an. Der Ruf "Fotohalt" erschallt und die meisten steigen aus. Wo ist das Motiv? Keiner der führt oder einweist. Plötzlich drückt der Zug zurück und kommt wieder in den Bahnhof gefahren. Na ja, nicht berauschend. Aber eine Distel ist erblüht. Im Jahr 2013 kam auch im Süden des Peloponnes der Frühling sehr spät. Somit war diese Blüte etwas besonderes und musste als Bildvordergrund herhalten.


Kurz vor Kalamata kam der griechische Zugchef vorbei und verkündete, man könne nach der Ankunft in Kalamata mit dem Zug ins Depot fahren. Da das Depot von einem privaten Sicherheitsdiest bewacht werde, müsse man sich in eine Liste eintragen, die dem Sicherdienst übergeben werde. Beim Verlassen des Depot solle man sich dann bei diesem melden, man werde dann von der Liste gestrichen. Nach der Einfahrt im Depot waren aus 15 Leute auf der Liste nur noch 10 tatsächlich Mitfahrer geworden. Aber kein Problem für den Sicherheitsmenschen mit der coolen Sonnenbrille und der schußsicheren Weste. Souverän sorgte der Typ dafür, dass niemand ins Gelände loslief, bevor man nicht auf der Liste nochmal unterschrieben hatte.
Als erstes wurde die Halle unter die Lupe genommen. Dort stehen die Schätze wenigstens wettergeschützt. Das Grafitti scheint dieser Wagen aber bereits seit langem zu tragen. Es ist der Wagen 035 und gehört eigentlich zum SPAP-Mueseumszug, der aber schon lange nicht mehr betriebsfähig ist. Gebaut wurde er 1925 von der Sächsischen Waggonfabrik in Werdau!


1951 beschaffte die SPAP 13 Triebwagen bei De Dietrich in Frankreich. Zwei existieren noch. Nur noch ein Schatten seiner selbst ist hier der 6.402. Mit ihm bin ich 2001 noch gefahren. Aber er hatte schon so seine Probleme mit den Motoren. Wie zu sehen, dürfte er kurz danach abgestellt worden sein. Der zweite De Dietrich steht auch in Kalamata, jedoch im dortigen Stadtpark. Für einen Besuch dort reichte die Zeit allerdings nicht mehr.


Das ist auch ein deutsches Fahrzeug, der Beiwagen 0025. Gebaut 1958 in Esslingen gehörte er lange Jahre zu ebenfalls von Esslingen gebauten 3-teiligen Triebwagen. 2001 konnte ich im Depot Piräus einen dieser Triebwagen mit offenbar abgebrochener Revision fotografieren. Nach der Ausmusterung der Triebwagen waren zwei Beiwagen dann noch mit den Mitsubishi-Loks, zum Beispiel auf der Strecke Pirgos - Olimpia, unterwegs.


4 dieser Mitsubishi-Loks stehen auch in der Halle... Zukunft ungewiß.


Im Außengelände waren 2 dieser ehemaligen Grubenloks (?) anzutreffen. Sie trugen keine Nummern oder Fabrikschilder, schienen aber betriebsfähig zu sein. Auch über Herkunft und Aufgaben kann ich nichts sagen. Zu vermuten ist, dass sie Mitte der 2000er Jahre bei der Sanierung der Strecke Korinth - Kalamata zum Einsatz kamen und dann hier verblieben sind.
Im Hintergrund sieht man unseren Zug übrigens rangieren. Warum auch immer stellte man den Zug so um, dass am nächsten Tag der Reisezugwagen wieder hinter der Zuglok und der Wagen der Zugmannschaft vor der Schlusslok lief.


Auch eine Dampflok steht seit Jahren im Depot. Im Gegensatz zu der Schlepptender-Type die in Pirgos zu sehen war, wurde diese Bauart 1947 von Vulcan (USA) beschafft. 8 Loks fanden den Weg über den großen Teich. Zu sehen ist die 7.105. Auch hier steht eine weitere Lok im Eisenbahnpark Kalamata.


Zum Schluss noch was deutsches. 1937 wurden in 4 Exemplaren bei Uerdingen-Duewag Beiwagen gebaut, die zu den von der selben Firma bzw. von Linke-Hofmann beschafften Triebwagen passten. Welche Zukunft hat das Fahrzeug wohl?

Dann trat nochmal der Schottersherif in Aktion. 10 Mann mit Gepäck und Ausrüstung mussten aus dem Depotgelände geschafft werden. 2 Leute wollten laufen. Für die anderen wurden 2 Taxis bestellt, die Leute passend aufgeteilt und schon waren wir auf dem Weg zu unseren Hotels. Alles lief zügig, zielgerichtet und keinen Widerspruch duldend ab. Warum bewacht so jemand ungenutzte Eisenbahnanlagen?

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