Tag 4 - von Korinth nach Kiparissia (14.04.13)

Nachmittag


In Tripoli kamen wir kurz nach dem Zug an. Mittagspause. Der Wirt der kleinen Bahnhofsgaststätte dürfte an diesem Wochenende den Umsatz des Jahres gemacht haben. (Hier vor der Lok stehend, sehen wir übrigens den "Zugmanager" oder wie immer die genaue Bezeichnung lautete. Jedenfalls war er der Chef.) Wir erfuhren auch, dass bei der A.9101 immer der Motor ausging. Aber sonst war es mit genauen Informationen Essig. Denn was nicht verkündet wurde, war das weitere Vorgehen. Und als es bekannt wurde, war es zu spät.


Die A.9105 sollte an die Zugspitze, soviel war klar. Dass sie aber nicht einfach den Zug umfuhr, sondern über das noch vorhandene Gleisdreieck wendete, damit sie mit dem kurzem Vorbau voran fuhr, bekamen wir erst mit, als sie bereits aus dem Dreieck kam. Da nicht bekannt ist, wann das Dreieck zum letzten Mal benutzt wurde, entgingen uns so vielleicht historische Aufnahmen. Die im Bild befindlichen Herren (außer dem Fotografen rechts) hatten kurz zuvor noch die orange Draisine weg geschoben, um der Alco die Weiterfahrt zu ermöglichen. Jetzt ging es im Laufschritt vor der Lok her.


Nach einem weiteren etwas umständlichen Rangiermanöver, hing die A.9101 hinten am Zug. Dann ging es weiter Richtung Megalopoli. Hier wieder an der Brücke bei Mamari. Für die 30 Kilometer bis zum Hauptort der Hochebene wird der Zug noch eine geschlagene Stunde benötigen.


Die 5 Kilometer lange Stichstrecke Lefktro - Megalopoli ist bereits seit 1987 ohne Reiseverkehr. Im Jahr 2001 wurde auch der Güterverkehr eingestellt. Bis dahin liefen hier schwere Ölzüge für die hiesigen Kraftwerke. Man sieht noch die Anschlussstutzen. Wenige Wochen nach der Einstellung war unser damaliger Sonderzug der erste Zug, der wieder nach Megalopoli fuhr. Ob es danach noch einmal ein Zug hierher geschafft hat, ist unklar. Wir waren der erste offizielle Zug nach 10 Jahren. Was sind da schon die knappen 2 Stunden Verspätung, mit der der Zug hier eintraf? Dabei wurde er von den Honorationen der Stadt empfangen, die geduldig gewartet hatten. Und mit Ihnen ein nicht unbeträchtlicher Teil der Bevölkerung, wie zu sehen ist.


Eine typisch griechische Planung war wohl die Soll-Aufenthaltszeit von 20 Minuten. In dieser Zeit sollten die Reden gehalten und die Reiseteilnehmer zu einem Empfang mit Bussen in die Stadt und wieder zurück gebracht werden! Dafür hatte die Stadt sich wohl finanziell an der Herrichtung der Strecke für unseren Sonderzug sowie an den Mäharbeiten im Bahnhof beteiligt. Politische Pubilcity für eine Wiederaufnahme des Reiseverkehrs. Nur wer soll wohin mit regelmäßigen Zügen fahren? Angesichts der beiden die Ebene beherrschenden Kraftwerke werden es Touristen wohl kaum sein.


Statt 14:15 Uhr war es 17:15 Uhr als es auf die Rückfahrt ging. Die A.9101 lief wieder und übernahm bis Lefktro, wo Kopf gemacht werden musste, die Führung. Da sie aber in Tripoli nicht gedreht worden war, nun mit dem langem Vorbau voran. Mit Mühe fanden wir auf der stark zugewachsenen Strecke überhaupt eine freie Stelle...


Kurz vor 18 Uhr hat der Zug den letzten Pass beim "Paradies" erreicht. Jetzt geht es bergab. Eigentlich sollten wir jetzt bereits in Kiparissia sein, wo ähnlich wie in Megalopolis ein Empfang geplant war. Auch dort musste man nun lange auf uns warten.


Aber Dank der Verspätung lang die Brücke von Chrani nun besonders gut im Licht. Meine Top-Aufnahme des Tages. Die Bäume am Hang und der traurige Rest im Vordergrund erinnern an den Waldbrand 6 Jahre zuvor.


Auch für Giorgos, unseren Fahrer, wurde es wegen der Verspätung langsam eng. Musste er doch noch zurück nach Athen! Zuvor brachte er uns aber noch ins Tal nach Zevgolatio. Danke, Giorgos!
In Zevgolatio trafen wir dann noch 2 Fahrdienstleiter, die wir die Tage vorher schon kennen gelernt hatten - beim gangbar machen der Abzweigweiche Richtung Kalonero. Zuvor hatten wir beide schon in Megalopoli gesehen. Rechts sehen wir Takis, der gestern morgen in Kalamata "in seiner Freizeit", wie er sagte, Dienst tat. Links ist George, der wohl so einer Art "Streckenfahrdienstleiter" ist und den wir eine Stunde später auch in Kalonero am Gleisdreieck antrafen.
Großes Hallo als Takis mich erkannte. Dann verschwand er und kam kurze Zeit später mit einer Flasche "Ouzo" und 2 Packungen mit Sesam-Snacks wieder, die er mir in die Hand drückte. So ist die griechische Gastfreundschaft! Zu Zeiten des Griechen-Bashings sei gesagt, dass die griechische Bevölkerung etwas gegen die deutschen Politiker hat. Nichts gegen Deutsche an sich, schon gar nichts gegen deutsche Touristen und erst recht nichts gegen Leute, die sich für ihre Arbeit interessieren! Das muss einfach mal gesagt werden.


Einfahrt des Zuges in Zevgolatio. Nachdem Kopfmachen wird die A.9101 wieder mit langem Vorbau voraus fahren. Auf der letzten Etappe nach Kiparissia wird es zwar noch einen Fothalt geben. Die Lok stand aber wegen der bereits tiefstehenden Sonne bereits im Schatten... Vielleicht hielen wir auch aus anderen Gründen. Schließlich erreichten wir mit 2,5 Stunden Verspätung nach 250 Zugkilometern unser Ziel. Da war es bereits dunkel, jedoch gestaltete sich unser Empfang volksfestartig. Unglaublich viele Leute erwarteten uns. Und nach den Ansprachen gab es noch zu Essen. Das habe ich aber nicht mehr miterlebt. Geschafft vom Tag und da das Hotel etwas außerhalb lag, nahm ich mir schnell ein Taxi. Wie wenig man Politkern jeglicher Coleur und unabhängig der Herunft trauen darf zeigt folgendes: Wie mir die Hotel-Chefin berichtete, war in Kiparissia verkündet worden, mit dem Sonderzug würden 200 Leute kommen. Sie hätte sich gewundert, da niemand weiter bei ihr eine Übernachtung gebucht hätte. Als sie dann erfuhr, dass wir ja nur 60 Mann an Bord sind und am nächsten Morgen gleich weiter führen, wurde natürlich so manches besser verständlich.


Seite zurück Startseite nächste Seite